Grabenkämpfe zwischen Bierbank und Maßkrug

03. September 2018 , 18:00 Uhr

Wegen der gemütlichen Stimmung dürfte an diesem Montagmorgen niemand in den Abensberger Schlossgarten gekommen sein.
Bier aus Pappbechern, keine Musik und nasskaltes Wetter sind – nur wenige Meter entfernt von den warmen Bierzelten auf der Gillamoos-Festwiese – wenig einladend.
Trotzdem strömen immer mehr Menschen auf die Wiese hinter den alten Burgmauern, am Ende werden es mehr als 600 sein.
Sie alle wollen hören, was die AfD zu sagen hat.

„Wir stehen in Bayern vor einer Schicksalswahl“, ruft wenig später die niederbayerische AfD-Spitzenkandidatin Katrin Ebner-Steiner den Zuhörern zu.
Es ist einer der ersten Momente, als bei den Zuhörern unter ihren Regenschirmen so etwas wie eine Gefühlsregung zu vernehmen ist.
Politik lebe vom Wechsel, nach dem Kometeneinschlag bei der Bundestagswahl sei nun Bayern dran.
Lauter wird es erst, als die Redner – allen voran Parteichef Jörg Meuthen – über Multikulti und das „Staatsversagen auf ganzer Linie“ schimpfen.

Was folgt ist eine Generalabrechnung mit der CSU („Die AfD ist die Strafe Gottes für die CSU.“), mit den Medien, der Bundesregierung.
Bei der Wahl am 14. Oktober dürfte den Rechtspopulisten der Einzug in den bayerischen Landtag tatsächlich kaum noch zu nehmen sein.
Bis zu 14 Prozent erreicht die Partei, die sich als einzige wegen interner Querelen nicht auf einen landesweiten Spitzenkandidaten einigen konnte, in Umfragen.

So siegessicher sich die AfD in ihrer von der Polizei separierten Burgruine gibt, eines zeigt der Montagmorgen auch:
In Bayern ist die AfD wie im übrigen Deutschland isoliert.
Zumindest darin sind sich CSU, SPD, Grüne, FDP und Freie Wähler einig.
Eineinhalb Monate vor der Wahl war es das mit den Gemeinsamkeiten dann aber auch schon.

Für die CSU und ihren Spitzenkandidaten Markus Söder bedeutet eine starke AfD ein veritables Problem:
Die absolute Mehrheit dürfte, glaubt man allen aktuellen Umfragen, am 14. Oktober weg sein.
Nur noch 36 Prozent waren es zuletzt.
Von Euphorie ist im CSU-Zelt auf dem Gillamoos deshalb nichts zu spüren, auch wenn Söder viel Beifall für seine Rede bekommt.
Darin verteidigt er einerseits den harten CSU-Kurs in der Flüchtlingspolitik, andererseits versucht er, sich als kümmernder Landesvater zu geben.
Familiengeld, Pflegegeld – all so etwas gebe es beispielsweise nur in Bayern.
„Bayern ist Sprungbrett und Schutzschild, Bundesländer wie Berlin sind dagegen die Resterampe der Republik“, spottet Söder.

Und doch wird er sich in wenigen Wochen aller Voraussicht nach mindestens einem Koalitionspartner umschauen müssen – was er eigentlich gerne vermeiden würde.
„Das einzige, was die wollen, sind Dienstwägen und Ministerämter“, lästert er unter anderem mit Blick auf die Freien Wähler und die FDP. Besonders scharf grenzt sich Söder aber von den Grünen ab.
Beim Thema Integration und Zuwanderung etwa sei deren Geschichte „ein einziger großer historischer Irrtum“.

Nur mit FDP und Freien Wählern kann die CSU im Moment eine Stimmmehrheit im Landtag erreichen.
„Wir werden wohl oder übel versuchen müssen, bei der CSU zu retten, was noch zu retten ist.
Und denen eine Kurskorrektur aufzwingen“, fasst es Freie Wähler-Chef Hubert Aiwanger zusammen.
„Die Zeiten der Alleinherrschaft sind in Bayern vorbei und das ist gut so“, betont FDP-Spitzenkandidat Martin Hagen.

Und doch eine große Koalition?
Damit will sich die SPD auf dem Gillamoos lieber nicht herumschlagen, zu tief sitzen wohl noch die Erinnerungen an die Bundestagswahl, die die SPD wieder in eine große
Koalition zwangen.
Parteichefin Andrea Nahles weiß genau wie Spitzenkandidatin Natascha Kohnen, dass es für die SPD um die Existenz geht.
Die Bayern-SPD steuert in Umfragen mit rund 13 Prozent auf einen neuen historischen Tiefstwert zu.
Daher reihen sich die beiden Rednerinnen lieber in den Reigen der AfD-Kritiker ein.

Mangelndes Selbstbewusstsein kann man den Grünen dank ihrer aktuell rund 17 Prozent in Umfragen nicht vorwerfen.
Ex-Parteichef Cem Özdemir hat aber eine andere Botschaft parat:
„Der Gegner sitzt nicht in anderen demokratischen Parteien.“
Der Gegner sei weiter rechts zu finden, bei Rechtsextremen und den Rechtspopulisten von der AfD.

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