Gleich zwei Atomkraftwerke sind bei uns direkt vor der Haustür:
Isar 2 bei Landshut und Temelin in Tschechien.
Wenn hier etwas passiert, sollen Jodtabletten an die Bevölkerung verteilt werden.
Die sollen verhindern, dass sich radioaktives Cäsium in der
Schilddrüse anreichert und dort Krebs auslösen kann.
Jetzt wurde bekannt:
Deutschland will seinen Vorrat an Jodtabletten erheblich aufstocken.
Die Entscheidung geht auf eine Empfehlung der Strahlenschutzkommission zurück.
Denn die hält das Risiko eines Super-Gaus trotz des Atomausstiegs weiter für real – besonders wegen grenznaher Atomkraftwerke wie Temelin.
Nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima hatte das Beratergremium der Bundesregierung vorgeschlagen, den Kreis der möglichen Empfänger von Jodtabletten nach Freisetzung von
Radioaktivität erheblich auszuweiten.
„Fukushima hat uns damals zwei Dinge gelehrt:
Das eine ist, dass man auch mit Reaktorunfällen der Stufe INES 7 rechnen muss, also schwerer, als man vorher angenommen hat“, erklärte der Essener Strahlenbiologe und damalige Vorsitzende
der SSK, Prof. Wolfgang Müller.
„Und zum zweiten, dass es durchaus auch mehrtägige Freisetzungen geben kann, was bedeutet, dass unter Umständen die Windrichtungen wechseln und viel mehr Gebiete betroffen sind, als das nach einer eintägigen Freisetzung der Fall wäre.“
Das Risiko eines Super-GAU ist laut Müller trotz des für 2022 beschlossenen Atomausstiegs real – insbesondere wegen der zahlreichen grenznahen Atomkraftwerke.
Die Städteregion Aachen hatte vor zwei Jahren wegen der Risiken des benachbarten belgischen AKW Tihange vorsorglich Jodtabletten an alle Bewohner unter 45 Jahre ausgeben lassen.
Nach WDR-Recherchen hat das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) bei einem Hersteller in Österreich 190 Millionen dieser Tabletten bestellt.
Das ist fast das Vierfache des jetzigen Bestandes.